Erstellt, am 10.11.2011
Letzte Änderung, am 20.09.2014



Auch schwache Bosch Magnetzündergeneratoren kann man verbessern


Die überwiegende Mehrheit klassischer 45 Km/h Mopeds, verfügt leider über schwache Bosch Magnetzündergeneratoren mit bescheidenen 6 Volt 17 bis 24 Watt Generatorleistung. Viele Besitzer derartiger Fahrzeuge schätzen zwar die Zuverlässigkeit von einfachen Kontaktzündanlagen, sind aber mit den schwachen Generatorleistungen unzufrieden. Deshalb will ich hier versuchen, eine weitgehend verständliche Anleitung zum optimieren der Spulen zu verfassen.

Elektrotechnische und physikalische Grundkenntnisse sollten vorhanden sein, um diese Literatur zu verstehen und mangelndes Fachwissen zu erweitern. Ich freue mich immer über kritische und ergänzende Hinweise, oder Vorschläge zur besseren allgemeinen Verständlichkeit von technischen Abhandlungen, falls etwas unverständlich formuliert wurde. Je mehr Feedback auf diese Weise zurückkommt, um so besser kann ich das bei späteren Änderungen in die Texte einbinden.

Alle, denen diese Informationen hilfreich waren, können sich hier mit einem Trinkgeld für den Fortbestand, künftige Erweiterungen und Aktualisierung meiner Webseite erkenntlich zeigen.

Häufig erlebt man Imzuge von Wartungsarbeiten an alten Mopedmotoren, dass deren Generatorwicklungen von verdorbenen Kraftstoffen schon stark in Mitleidenschaft gezogen sind. Oft erfolgt dann der fragwürdige Pilgerweg zu eBay, aber nach dem auspacken entdeckt man noch schlechtere Teile, oder welche gar nicht richtig passen und dann hat man wieder sinnlos zu viel Geld in den Sand gesetzt... Betrachten wir diesen 6 Volt 15-3/5 Watt Magnetzündergenerator von einem Puch Moped aus den 70er Jahren, so erkennt man unregelmäßige dunkle Verfärbungen an sämtlichen Generatorwicklungen.

ausgedienter Bosch Generator

Die 6 Volt 15 Watt Lichtspulesieht schon richtig übel aus und wird es wahrscheinlich nicht mehr lange machen, immerhin ist der Isolierlack stark beschädigt. Man könnte jetzt einfach den alten Kupferlackdraht abwickeln und originalgetreu gegen neuen ersetzen, was aber auf der anderen Seite nicht sinnvoll wäre, falls man das Fahrzeug wieder im öffentlichen Straßenverkehr bewegt. Obwohl diese Ausführung mit 6 Volt 15-3/5 Watt Generatorleistung im direkten Vergleich zu ähnlichen Magnetzündergeneratoren aus dem Drehzahlkeller gar nicht so schlecht funktioniert, liegt das größte übel an den schwachen Generatorleistungen. Aufgrund der mangelhaften Ersatzteilversorgung von 6 Volt Glühlampen wird es immer schwieriger, eine 6 Volt 15/15 Watt Biluxlampe mit vergleichbarer Nennleistung wie in den 70er Jahren zu bekommen. Braucht die neue Ersatzlampe mehr Strom, dann leuchtet fast nichts mehr im Scheinwerfer. Setzt man eine Lampe mit geringeren Stromverbrauch ein, dann leuchtet sie heller und hält nicht lange. Entfernt man die kleine 6 Volt 3 Watt Rücklichtspule über der Lichtspule, dann kann die 6 Volt 15 Watt Lichtspule wahlweise eine 6 Volt 18 Watt Glühlampe bei moderaten 3500 Upm, oder 12 Volt 26 Watt Summenlast bei 6000 Upm mit deren erforderlichen Nennspannung versorgen. Bewickeln wir die ausgediente 6 Volt 15 Watt Lichtspule anstelle von 196 Windungen 0,65 mm dicken Kupferlackdraht gleich mit 200 Windungen dickerem 0,85 mm Draht, dann verringert sich auch deren Innenwiderstand um ungefähr 0,13 Ohm, was annähernd den Spannungsabfall (an intakten Leitungen) von Lichtspule bis zur Scheinwerferlampe kompensiert. Im Klartext kann diese optimierte Lichtspule ungefähr 100 mA mehr Strom über den gesamten Drehzahlbereich erzeugen, das ist zwar nicht viel aber wir haben auch nichts zu verschenken. Die werksseitige 6 Volt 5 Watt Bremslichtspule (über der Zündspule) lässt die Bremslichtlampe bei Leerlaufdrehzahl bestenfalls schwach glimmen und stellt im öffentlichen Straßenverkehr ein hohes Sicherheitsrisiko dar, deshalb wäre es am vernünftigsten das Bremslicht mit Gleichstrom von einem Akku zu versorgen. Weil dann die Bremslichtspule überflüssig wird, wickeln wir sie am besten für ungefähr 12 Volt 6 Watt Generatorleistung um. Im Vergleich zur optimierten Lichtspule mit bescheidenen 200 Windungen, benötigt man zur Herstellung einer verbesserten 12 Volt 6 Watt Hilfsspule erheblich mehr Zeit, weil die fachgerechte Verlegung von 645 Windungen mit 0,25 mm dickem Kupferlackdraht auch sorgfältiges Arbeiten voraussetzt. In letzter Zeit kontaktieren mich immer öfter Zweiradbastler, welche ihre Spulen schon selber reparieren und dafür auch brauchbare Verlegewerkzeuge anfertigen. Als einfache Alternative zur Lagenwickelmaschine für Zündgeneratorspulen mit hohen Windungszahlen, habe ich schon vor vielen Jahren dieses nützliche Werkzeug gebastelt. Zum einspannen der zu bewickelnden Anker, kann man beispielsweise so ähnliche Ankerhalter anfertigen, um richtig professionell zu arbeiten. Als Belohnung erhalten wir später 2,24 und 0,55 Ampere Generatorstrom bei 6000 Upm und 12 Volt Nennspannung. Schaltet man die optimierte 12 Volt 27 Watt Lichtspule und 12 Volt 6 Watt Hilfsspule parallel, dann können wir uns über 12 Volt 33 Watt Summenleistung bei ungefähr 5500 Upm freuen. Außerdem sieht so ein frisch aufbereiteter Magnetzündergenerator mit optimierten Spulen gleich wieder viel besser, als im vergammelten Urzustand aus und passt auch perfekt zum "originalnahe" restaurierten Fahrzeug..

12Volt27_6Watt

Damit sind wir in der Lage, einen 12 Volt 25 Watt Scheinwerfer bei 4000 Upm mit Nennspannung zu versorgen und gleichzeitig fließen ungefähr 300 mA oder ca. 4 Watt Ladeenergie zu einem 12 Volt Akku. Das reicht schon mehrfach zur Versorgung von energiesparenden LED Signalleuchten (Rücklicht, Bremslicht, Blinker, Instrumentenbeleuchtung) und selbstverständlich auch für ein richtiges 12 Volt Gleichstromhorn. Das ist in jedem Fall eine erhebliche technische Verbesserung im Vergleich zu früherem 6 Volt 15 Watt Fahrlicht, womit man bei Dunkelheit auf trockener Fahrbahn auch bei Gegenverkehr nicht völlig im Blindflug unterwegs ist. Noch besser wäre naturgemäß ein 12 Volt 35 Watt Scheinwerfer, wofür aber das 6 Volt 15-3/5 Watt Polrad leider zu schwach ist. Zum Glück findet man aber noch zu bezahlbaren Preisen auf diversen Teilemärkten, stärker magnetisierte und vor allem mechanisch baugleiche 6 Volt 19-10/5 Watt Bosch Polräder, welche ab Bj. 1977 produziert wurden. Damit erzeugt die optimierte 12 Volt 27 Watt Lichtspule, ungefähr 12 Volt 33 Watt bei 5000 Upm und die 12 Volt 6 Watt Hilfsspule schafft beinahe 12 Volt 8 Watt. Das ergibt wiederum eine brauchbare Summenleistung von 12 Volt 40 Watt bei 5000 Upm, womit man schon gut leben kann. Zusammen mit einem 12 Volt 5,5 Ah Bleiakku wird bei 4000 Upm die Betriebsspannung für eine 12 Volt 35/35 Watt Biluxlampe erreicht und es fließen gleichzeitig 360 mA Ladestrom zum Akku. Wer noch ein wenig mehr des Guten entlocken will (schließlich haben wir nichts zu verschenken), kann auch noch zusätzlich die Primärwicklung der Zündspule als Energiequelle anzapfen. Dafür ist aber ein zweiter 12 Volt Laderegler erforderlich, mit diesem einfachen Trick können bei 6000 Upm ungefähr 950 mA Ladestromzum Akku fließen, was erfahrungsgemäß auch zur zusätzlichen Versorgung von Navigationsgeräten reicht. Es gibt auch zahlreiche alte Mopeds, wo man nicht wirklich Platz für einen handelsüblichen 12 Volt 4 Ah Bleiakku finden. In solchen Fällen kann man aus guten Eneloop Akkus ein kompaktes 12 Volt Akkupack anfertigen, welches vor allem eine sehr niedrige Selbstentladungsrate aufweist.

Enellop Akkupack


Diese hochwertigen Energiespeicher sind mit einem Einstandspreis von ungefähr 2.- Euro auch noch bezahlbar und halten erfahrungsgemäß auch lange. Häufig wendeten sich schon Besitzer von zeitgemäß restaurierten Fahrzeugen mit anderen schwer lösbaren Problemen an mich, weil sie kein Zündschloß als Hauptschalter für die Gleichstromversorgung installieren wollten. Auch solche Probleme kann man kleinem Aufwand und vor allem sogar sehr kostengünstig lösen. Elektrische Verbraucher wie energiesparende LED verbrauchen wenig Strom und benötigen zum einschalten nicht zwingend einen soliden Kontakt. Zum Glück bekommt man heute schon gute P-Kanal Powermosfet Transistoren für kleines Geld, welche auch mittlere Ströme schalten können. Der größte Vorteil von Powermosfet als Leistungsschalter ist die Tatsache, dass im Vergleich zu elektromechanischen Schaltrelais, kein Strom zur Ansteuerung erforderlich ist. Einzig eine ausreichend hohe Anreicherungsspannung am Steuergate reicht aus, um den Leistungsschalter in einen niederohmigen Zustand zu bringen. Für alle welche mit dieser Technik noch nicht so sattelfest sind, habe ich noch einen einfachen Schaltplan gezeichnet.

Powerswitch


Damit Rücklicht und Instrumentenbeleuchtung auch nur dann angehen wenn der Motor läuft, benötigen wir die Wechselspannung der Lichtspule als Steuersignale. Der NPN Transistor T1 schaltet ab ca. 2 Volt am Vorwiderstand R2 die Emitter-Collector Strecke durch und aktiviert das Steuergate vom Powermosfet T2. Wird der Motor wieder abgestellt, geht auch die Collector-Emitter Strecke von T1 wieder in einen hochohmigen Zustand und sperrt. Die statische Gleichspannung am Kondensator C1 und Steuergate vom Powermosfet wird mit dem Widerstand R4 entladen, was ungefähr 1½ Sekunden dauert. Will man eine wesentlich längere Nachleuchtzeit realisieren, könnte man den Kondensator C1 beispielsweise auf 100µF vergrößern. Auch den Entladewiderstand R4 kann man weitgehend beliebig in einem Bereich von 10K bis max. 10Megaohm wählen.